Wir sehen, was wir kennen, oder mit Elementen in Verbindung bringen können, die wir kennen. Wir sind in unserer Wahrnehmung eingebettet in einen inneren Bilderstrom, sind unserem Kulturgedächtnis verhaftet. Nichts ist neu, sondern allenfalls ausserordentlich im Rahmen seiner Bezüglichkeit. Wir, jeder Einzelne stellt diese Bezüglichkeit Kraft seines Erinnerungsrasters, seines „Wissens“ her.
Es ist dieses Wissen nicht nur unser Filter zur Welt, sondern genauso latenter, sich weitertragender, lernender Weltgeist. Geben wir also nicht vor, neues zu schaffen! Wir bringen hervor, im wörtlichen Sinne, entdecken. Wir sind Mittler in einem Prozess der Deutung, der Zuordnung von Welt, auf ihre imaginäre Substanz. Erst die innere Gestalt, die innere Resonanz, gibt den Erscheinungen des Aussen, Bedeutung und Dimension...
Es ist die Ahnung einer Entsprechung im Imaginären, die das Bedürfnis begründet, eben gerade diese Szenerie, diesen Moment, festhalten zu wollen. Ein uneingelöstes Versprechen. Ich versuche in meinen Arbeiten dieser Ahnung nachzugehen und in einem oft sehr langsamen Prozess, diesen Kern, diese Resonanz zu einem persönlichen, wie auch allgemeinen Bildgedächtnis, frei zu legen, die imaginäre Substanz, auch nur eines Aspektes des Ganzen, aufscheinen zu lassen. Oft ist das ein weiter Weg und oft liegt dieser innere Ort in grosser Ferne zur ersten Gestalt des Bildes.
Manuel Heyer arbeitet seit 1977 sowohl im Bereich der Fotografie wie auch der Cinematografie. Neben Auftragsarbeiten in Fotografie und Film entstand über die Jahre ein Spektrum an freien künstlerischen Arbeiten. Als Kollaborationen mit bildenden Künstlern und Musikern, wie dem Munich Instant Orchestra, Michel Seigner, Alfred Zimmerlin und Peter K Frey von KARL ein KARL, Martin Dessecker, Claudia Rüegg, Ruth Geiersberger, Alex Nüsslein und anderen, entstanden multimediale Projekte, Musik- und Kunstfilme. In seiner langjährigen Arbeit als Kameramann für Spielfilmproduktionen - Director of Photography - ist Manuel Heyer mit der bildnerischen Umsetzung zeitläufiger Erzählungen befasst. Er entwickelt hier die Idee des fotografischen Destillates, der Verdichtung von Zeit- und Wahrnehmungsräumen in ein Bild. Einprägungen einer ins Zeitliche ausgedehnten Aktion, einer atmosphärischen Dichte. So bilden die Pole fotografischer Wahrnehmung - das in die Zeit Wirkende und das aus dem Bild Evozierende, das Spannungsfeld seiner Arbeit.